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Löttringhausen früher und heute

Wie Ausgrabungen zeigen, war der Hellweg bereits lange vor unserer Zeitrechnung besiedelt. Er besaß fruchtbare Lössböden, von den südlichen Höhen flossen Bäche, es gab Salzquellen und die alte Heerstraße begünstigte den Warenaustausch. In der Römerzeit um Christi Geburt siedelte hier der germanische Stamm der Brukterer, die um 700 von den einwandernden, Land suchenden Sachsen unterworfen wurden. Wegen des Geburtenüberschusses benötigten beide Stämme neues Siedlungsland. So wurde zwischen 500 und 900 die an den Hellweg südlich angrenzenden flacheren Lagen des Ardeywaldes weitgehend gerodet. Die Siedler legten ihre Höfe in kleinen Gruppen bevorzugt an Bächen und in der Nähe lösshaltiger und stauwasserfreier Böden an. Die vier Höfe, die den Ursprung von Löttringhausen bildeten, sind heute noch erhalten. Als die Franken von Westen und Süden eindrangen, um die Sachsen zum Christentum zu bekehren und ihren Machtbereich zu erweitern, setzte sich nach der Eroberung der Sigiburg ihr Einfluss in unserer Gegend ab 775 durch.
Die ersten schriftlichen Erwähnungen der Bauernsiedlungen des Kirchspiels Kirchhörde stammen aus dem 12. und 13. Jahrhundert: Hourthe = Kirchhörde um 1150 und 1253, Lufferdinchusen = Löttringhausen um 1250, Kruckelo = Kruckel 1274 und Großholthausen 1289. Die Silben loh und holt weisen auf Wald hin. Die Ansiedlungen bildeten anfangs eine einheitliche Bauerschaft mit der Kirche als kulturellem Zentrum. Später teilten sie sich in die Bauerschaften Großholthausen/Kruckel und in Löttringhausen/Kleinholthausen/ Kirchhörde.
Bis zur Machtübernahme der Franken waren die Bauern Herren auf ihrer Scholle gewesen. Das änderte sich durch die Übertragung von Land auf Adlige und  Kirche als neue Grundeigentümer. Die daraus folgenden Abgaben bestanden zuerst aus Naturalien, wie Korn und Vieh, und wurden später durch Geld abgelöst. Das Werdener Urbar aus dem 8. Jahrhundert, die Limburger Vogteirollen des Grafen Friedrich von Isenburg von 1220/1221, das Essener Kettenbuch um 1410  und das Schatzbuch der Grafschaft Mark von 1486 führen die Dörfer und Höfe der jeweiligen Bereiche detailliert auf.
Im 14. Jahrhundert waren in unserem Bereich der Graf von der Mark, später der Herzog von Kleve, Landesherren und weitgehend Eigentümer. So wurden viele Höfe zu Domänen, ihre Bauern waren Pächter. Bis um 1500 sammelte der Schulte in Großholthausen die Abgaben ein, danach der märkische Amtmann in Hörde. Das Kirchspiel Kirchhörde gehörte ab dem 14.Jahrhundert zum Amt Barop und das wiederum zum Oberamt Hörde. Das Kirchspiel Kirchhörde war bis ins 18. Jahrhundert stark bewaldet, Felder lagen nur in unmittelbarer Nachbarschaft der Höfe. Der Siedlungsstand hat sich von 1486 bis 1750 kaum verändert. Für Löttringhausen wurden 1750 zehn Wohnstätten auf vier Höfen  und sechs Kotten in unmittelbarer Nachbarschaft der Höfe angegeben. Die Siedlungen blieben von kriegerischen Ereignissen nicht unberührt, am 04.04.1424 gingen bei einem Überfall fast alle Bauernhöfe in Löttringhausen in Flammen auf.
Ab 1609 waren der Brandenburgische Herzog bzw. der Preußische König Landesherren und die größten Eigentümer. Durch den 30-jährigen Krieges war Löttringhausen relativ wenig betroffen. Nach der Bauernbefreiung in Preußen zu Anfang des 19. Jahrhunderts konnten sich die Bauern von den Abgaben freikaufen. Die bisher gemeinsam genutzten, im Ardeygebirge liegenden unbesiedelten Marken wurden 1829 an Bauern und Adlige im Verhältnis Ihrer Nutzungsrechte an Wald und Heide aufgeteilt. Gegen Zahlung eines Pachtzinses durften hier auch Bergleute ihren Kotten errichten und eine kleine Landwirtschaft betreiben. Die Betriebe konnten nicht sehr wirtschaftlich gearbeitet haben. Eine Karte des Heimathistorikers Hücker von 1827, in die er die Besitzverhältnisse eingetragen hat, zeigt die vier Höfe und etliche Kotten. In der Karte ist eine starke Zersplitterung des Grundbesitzes zu erkennen. Daraus  folgten lange Wege, die  einen hohen Aufwand für Betrieb der Landwirtschaft und Unterhaltung der Wege bedeuteten.
1874 wurde Hörde Freie Reichsstadt. Aus dem restlichen Teil des Gebietes wurde das Amt Barop gebildet. Wegen starken Bevölkerungsanstiegs wurde aber bereits 1888 ein eigenes Amt Kirchhörde geschaffen. Als Teil des Landkreises Hörde wurde auch Löttringhausen 1929 nach Dortmund eingemeindet und 1930 mit Barop zum Ort Hombruch zusammengelegt. Heute gehört es zum Dortmunder Stadtbezirk Hombruch.
Das historisch bedingt exzentrisch gelegene kulturelle Zentrum des Kirchspiels war in jeder Hinsicht der Bereich um die Patrokluskirche. Auch der Schulunterricht durch Küster und Pfarrer fand dort statt. 1740 wurden der angewachsenen Bevölkerung die Wege für ihre Kinder zu weit, und sie bauten im Schwerpunkt der Besiedelung die Langelohschule. Später kam auch ein eigener Friedhof in Großholthausen dazu (siehe Informationen Tafelstandort Großholthausen).
Der Ort ist eng mit dem Bergbau verbunden.  Ab dem 18.Jahrhundert entwickelte sich oberflächennaher Stollenbergbau, weil hier die Kohle zu Tage tritt ( siehe dazu die Informationen Tafelstandort Ballroth ). In der südlichen Nachbarschaft des Ortes entstanden später die Tiefbauzechen Argus und Gottessegen, die viele Arbeitsplätze und weitere Kotten  entstehen ließen, Häuser von Bergleuten mit weitgehender Eigenversorgung. Die Zeche Gottessegen hat nach einer Blütezeit als letzte Dortmunder Zeche 1963 schließen müssen. Auf einem Teil des Geländes stehen heute Behindertenwerkstätten. In der Nachkriegszeit sind einige Kleinzechen betrieben worden.
In Löttringhausen existierten um 1900 zwei Ziegeleien an der Hellerstraße, eine im Bereich der Einmündung in die Hagener Straße, wo heute die Tennisanlage besteht, eine im Bereich der Einmündung der Dümperstraße.
Der Widerstand gegen die Besetzung des Ruhrgebietes 1923 hat in Löttringhausen  Spuren hinterlassen. Ein Bahnarbeiter ist von den Franzosen erschossen worden. Daran erinnert eine Gedenktafel an der Bahnunterführung Hohle Eiche.
Vor allem zur Verbesserung der Vermarktung der hier abgebauten Kohlen aber auch zur   Förderung der industriellen Entwicklung wurden in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts zwei Eisenbahnlinien  gebaut, die den Ort total veränderten (siehe dazu eigenen QR-Code  bzw. Internetadresse auf der Infotafel). Bahndämme und Geländeeinschnitte zerrissen den Ort und trennten jahrhundertealte Strukturen. Drei Kötterstellen fielen der Bahn zum Opfer. Nur durch enge Unterführungen blieben einige Ortsteile miteinander verbunden. Es entstand ein Bahnhof, der  heute noch als Haltepunkt fungiert. Die Bahnlinien waren nicht nur wichtig für den Betrieb der Zechen und sonstiger Gewerbebetriebe, sie brachten auch Arbeiter zu ihren Betrieben und  Händler zu den Verkaufsstellen, z.B. Marktfrauen, die dem “Rheinischen Esel“ den Namen gegeben haben sollen. An den Wochenenden fuhren mit den Zügen Menschen aus den dicht besiedelten Stadtbereichen zur Erholung in die vergleichsweise unberührte Natur.
Einige Gaststätten wurden gebaut und mehrere Wohnhäuser. 1937 wurden die  evangelische Christuskirche und ein Gemeindezentrum eingeweiht. Mehrere  besondere Bauten sind zu erwähnen, einige sind in die Liste der Baudenkmäler der Stadt Dortmund aufgenommen worden.
In Löttringhausens, vor allem im südlichen Bereich Hellerstraße, wurden im 20.Jahrhundert nach und nach viele Wohnhäuser gebaut, die totale Veränderung des Ortes erfolgte in den 60er und 70er Jahren mit dem Bau der Großsiedlung im nördlichen Teil von Löttringhausen. Neben vielen Wohnungen entstanden auch wichtige Einrichtungen der Infrastruktur.
© Helmut Kaufung 2020
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