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Umnutzung der Bahnlinie als Rad- und Wanderweg




Bereits im März 1982, als die Schienen noch lagen, hatte Heimatforscher Willi Garth der Stadt Dortmund als Erster die Nutzung der ehemaligen Bahnstrecke als Rad- und Wanderweg unter Beibehaltung aller Brücken vorgeschlagen. Auch die Presse und die Bezirksvertretung Hombruch schrieb er an. Am 30.11.1982 begann der Rückbau der Strecke Löttringhausen bis Witten-Ost und der Abbruch der Brücke Hellerstraße. Um einen künftigen Rad-und Wanderweg nun überhaupt erreichen zu können, schlug Garth der Stadt Anfang 1984 einen Wegezugang von der Hellerstraße aus vor, so wie er heute besteht. Erst Anfang der 1990er Jahre war der Rad- und Wanderweg bis zur Stadtgrenze fertiggestellt worden, der schließlich 2012 Bochum-Langendreer erreichte. Der gesamte Weg behielt den volkstümlichen Namen „Rheinischer Esel“ bei.

Vor einigen Jahren gab es die Initiative der Schüler, Lehrer und Eltern eines Wittener Gymnasiums zur Aufstellung sogenannter Planetentafeln am Wittener Teil des Weges, der in Witten auch „Planetenweg“ genannt wird. Die einbeinigen Stehpulttafeln wurden Vorbild für zweibeinige, verbesserte Infotafeln am Dortmunder Rüpingsbach-Weg und danach im Dortmunder Bereich des Rad- und Wanderwegs „Rheinischer Esel“.

     Abb. 43: Rad- und Wanderweg "Rheinischer Esel" im Dortmunder Stadtgebiet (rot),
siehe auch Fahrrad-Rundwege auf der Seite "Am Ballroth"
(© StadtDortmund, Vermessungs- und Katasteramt CC-BY 4.0)

Für Nutzer, die denselben Weg als Rückweg scheuen und weiter radeln wollen, werden zwei Ergänzungen angeboten, die Eselohren:

     Abb. 44: Der „Rheinische Esel“ mit Eselohren. (Ennepe-Ruhr-Kreis)

Der Dortmunder Anteil am gesamten Weg ist zwar vergleichsweise kurz, ist aber durch Geländeeinschnitte, Dämme und Straßenbrücken besonders reizvoll.

     Abb. 46: Brücke Blickstraße von Osten mit starkem Bewuchs des Gebirgseinschnitts,   nach Verbesserung und Verbreiterung des Wegs, 2017. (Tilo Cramm)

     Abb. 45: Brücke Blickstraße von Osten vor Verbreiterung des Wegs 2007. (Tilo Cramm)

     Abb. 48: Brücke Blickstraße von Westen vor Verbreiterung des Wegs 2007. (Tilo Cramm)

     Abb. 47: Brücke Blickstraße von Osten mit architektonischen Details, 2017. (Tilo Cramm)

     Abb. 50: Einige Jahre nach der Stilllegung der Bahn wurde die Straße Am Ballroth auf das Niveau des heutigen Rad- und Wanderwegs angehoben, März 2000.
(Michael Schenk, Sammlung Rolf Swoboda)

     Abb. 49: Die Straße Am Ballroth zweigt von der Straße Am Hülsenberg ab und wurde mit nur 1,7 m Höhe unter der Bahn hergeführt
(Michael Schenk, Sammlung Rolf Swoboda)
Abb. 52: Rad- und Wanderweg, Brücke über die A 45, 2000.
(Michael Schenk, Sammlung Rolf Swoboda)

     Abb. 51: Brücke über die A 45 – Sauerlandlinie - 1979.
(Michael Schenk, Sammlung Rolf Swoboda)

Abb. 54: Der nach Nordwesten geneigte, dickbankige Finefrau-Sandstein der Unteren Wittener Schichten dient als Fundament der Straßenbrücke Johannisbergstraße.
Direkt darunter liegt das dünne Flöz Geitling 3 (auch Mentor genannt). Es kommt auch im Besucherbergwerk Zeche Nachtigall und im Dünkelberg-Steinbruch des Muttentals vor, 2017. (Tilo Cramm)
     Abb. 53: Straßenbrücke Johannisbergstraße von Westen nach Verbesserung des Weges, 2017.
(Tilo Cramm)

Die Straßenunterführungen wurden damals recht schmal und niedrig gebaut, wie es noch heute die Durchlässe an der Hohlen Eiche (Foto) und an der Hellerstraße beweisen. Busse können die Bahndämme meist nicht unterqueren.

     Abb. 56: Durchlass unter der Bahnstrecke Dortmund-Hagen an der Hellerstr. nahe der   Hagener Str. Die Durchfahrtshöhe beträgt hier nur 2,7 m. 1998. (Rolf Swoboda)
      


     Abb. 55: Durchlass Hohle Eiche, 1998.
(Rolf Swoboda)

Abb. 57: Durchlass Hellerstraße am Ende des Rheinischen Esels, kurz vor dem Abriss etwa 1983
(Ralf Westhelle)
    Abb. 58: "Durchlass" Hellerstraße, am rechten Rand der Rest des Bahndamms, dahinter die Rampe, die auf den Rheinischen Esel führt, 2020 (Helmut Kaufung)
     Abb. 59: Bahnhof Löttringhausen mit Abzweig des Rheinischen Esels nach Westen. Die Hellerstraße wurde für den „Rheinischen Esel“ überbrückt (Abb. 57), wie das bei der nahen Straße Hohle Eiche für die Linie Dortmund-Hagen (Abb.55) der Fall ist, um 1970. (metropoleruhr)

Am Durchlass Hohle Eiche ist in der rechten Stützwand in Richtung Kirchhörde eine Gedenktafel für einen während der Ruhrbesetzung der Franzosen 1923 erschossenen Bahnmitarbeiter eingelassen.

  Abb. 60: Erinnerungstafel am Durchlass Hohle Eiche, 1998 (Rolf Swoboda)
Abb. 61: Zustand der Erinnerungstafel, 2006. (Tilo  Cramm)
Der Tafeltext ist gemäß dem damaligen Zeitgeist formuliert:
Am 9.iii.1923 fiel
im Ruhrkampf in Erfüllung
seiner Pflicht als Opfer der
Besatzer der Weichenwärter
Franz Hölling †
aus Dortmund

Am oberen Rand ist ein geflügeltes Speichenrad eingraviert. Es wurde schon 1835 in Bayern verwendet. Es war auf einer Gedenkmünze zur Eröffnung der ersten Eisenbahnstrecke in Deutschland abgebildet. Es wurde das Symbol für die Eisenbahn und wird weltweit verwendet, so auch bei der Deutschen Reichsbahn und ihren Vorläufern und bei der früheren westdeutschen Bundesbahn. Bahnbeamte trugen es auf ihren Uniformen, an den Kragenspiegeln wie auch an den Schirmmützen. Es erinnert an Hermes, den griechischen Götterboten, der mit geflügelten Füßen dargestellt wurde.
Zur Geschichte von Franz Hölling
Weil am 5. März an der Strecke des Rheinischen Esels 200 m Bronzedraht herausgeschnitten worden waren - ob Sabotage oder Diebstahl ist offen - richtete die noch zuständige Reichsbahnverwaltung Dortmund mit eigenen Kräften ein Kommando der Bahnpolizei ein. Hierzu gehörten die fachkundigen Weichenwärter Hölling und Figur. Zur nächtlichen Kontrolle der Strecke Annen-Süd-Löttringhausen fuhren beide am 8.3.1923 abends mit der Bahn von Dortmund, ihren Wohnsitzen, über Barop und Kruckel nach Annen-Nord und begaben sich zum Bahnhof Annen-Süd des Rheinischen Esels. Gegen 2.30 Uhr erreichte Hölling, die nördliche Streckenseite kontrollierend, die Brücke über die Löttringhauser Straße, heute Hellerstraße. Auf der Westseite der Brücke stand unten ein französischer Wachtposten, der Hölling, angeblich nach viermaligem Anruf, erschoss. Hölling fiel auf die Straße und wurde in einen Stall des Hofes Frieg gebracht.
Sein Kollege Figur, die südliche Streckenseite kontrollierend, war 120 m zurück geblieben, hörte nur den Schuss - keinen Warnruf - und flüchtete zum Hof Frieg in die Arme der dort einquartierten französishen Artillerieeinheit. Als Amtmann Müller von Kirchhörde und die Bahnvorgesetzten davon hörten, eilten sie sofort zum Ort des Geschehens. Nach längeren Diskussionen wurden Höllings Leiche und Figur den Deutschen übergeben.
Die Dortmunder Zeitung berichtete am 22. November 1935, die Deutsche Reichsbahn habe an der Westseite  der Unterführung Hellerstraße eine Erinnerungstafel angebracht. Sie wurde nach 1982 beim Abbruch dieser Brücke zur Nordseite der Unterführung Hohle Eiche umgehängt. Auf Initiative einer SPD-Betriebsgruppe der Bundesbahn wurde die Tafel Ende 1994 von der Bahnverwaltung renoviert.

In den Ruhr Nachrichten vom 28.10.2023 stand zur Geschichte von Franz Hölling ein ausführlicher Bericht. Weitere Informationen zur Ruhrbesetzung 1923 sind unter Wikipedia/Ruhrbesetzung zu finden und im Auszug aus dem Buch von Tilo Cramm: Minister Stein/Fürst Hardenberg, die Geschichte des letzten Dortmunder Bergwerks Teil II 1918-1987, Essen 1993
© Helmut Kaufung 2024
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