Der Eisenbahnknotenpunkt Löttringhausen
Mit Inbetriebnahme der Rheinischen Bahn zwischen Dortmund und Hagen sowie in Richtung Bochum-Langendreer und dem Abzweig zur Zeche Gottessegen wurde Löttringhausen 1880 Bahnknotenpunkt mit erheblichem Verkehr. Im aufwendig errichteten Bahnhofsgebäude gab es einen Fahrkartenverkauf und eine Bahnhofgaststätte. Der Ort Löttringhausen erlebte auch aufgrund des durch den Bahnbetrieb angeregten Ausflugsverkehrs einen erheblichen Aufschwung.Allerdings erlebte der uralte Ort durch die Bahndämme eine Dreiteilung. Im Osten der Bahn nach Hagen lagen die Bauernhöfe Möller und Schmidt, im Süden Frieg und im Nordwesten Fischer-Neuhoff. Die Kotten Wortmann, Herbert und Schlender mussten dem Bahndamm weichen. Drei aus Kostengründen von der Rheinischen Bahn eng gestaltete Straßenunterführungen ließen damals nur die Durchfahrt der Erntewagen zu. Landwirt Helmut Frieg stellte folgende kolorierte Postkarte zur Verfügung, die 1892 geschrieben wurde. Hier ein Ausschnitt:
Abb. 22: Der Ausblick vom Hang des Kirchhörder Bergs auf das Ardey-Gebirge mit der Großholthauser Mark zeigt im Vordergrund die Löttringhauser Wassermühle des Bauern Schmidt mit Mühlenteich. Auf halber Höhe ist der Bahndamm eingezeichnet mit einem Personenzug, der vom Bahnhof Löttringhausen kommend gerade über die Straßenunterführung Hohle Eiche fährt in Richtung Bahnhof Dortmund-Süd (früher am "Heilger Weg" gelegen).
Vor dem Bahndamm links das imposante, weiße Gebäude ist der Bahnhof. Auf den Hof Schmidt führt ein Zaun schräg zu. Ganz rechts steht der Möller-Hof. Hinter dem Bahndamm links oben am Hang die Villa Frieg. Das große Gebäude, vor dem gerade der Zug fährt, ist der alte Hof Frieg und ganz rechts liegt der Hof Neuhoff.
(Archiv Familie Frieg, Bearbeitung Helmut Kaufung und Tilo Cramm)
Abb. 23: Anderer Bildteil aus obiger Postkarte mit dem Blick aus Norden auf das Bahnhofsgebäude.
(Archiv Familie Frieg)
Abb. 24: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Bahnhofsgebäude nach Kriegszerstörungen in einfacher Form mit Flachdach wieder hergestellt, aber immerhin noch mit Fahrkartenausgabe und Gaststätte, um 1975.
(Archiv Ralf Westhelle)
Abb. 25: Der Bahnhof Löttringhausen mit Blick nach Norden. Am rechten Rand das nach 1945 notdürftig wieder hergestellte Bahnhofgebäude, die oberen Etagen fehlen. Am linken Bildrand ist das ehemalige Stellwerk des Kreuzungsbahnhofs zu sehen. Dahinter zweigte nach links die Strecke "Rheinischer Esel" ab. Auf dem Bahnsteig die Lehrerin, Frau Bartsch.
(Archiv Ralf Westhelle um 1975)
Nach Stilllegung der Strecke Löttringhausen - Bochum-Langendreer wurde das Bahnhofsgebäude abgerissen und durch ein schlichtes Bahnsteigdach ersetzt.
Abb. 26: Der Bahnhof Löttringhausen an der Strecke Dortmund-Süd-Hagen wurde durch den Abzweig nach Bochum-Langendreer und der Zeche Gottessegen (anfangs auch bis zum Schacht Reinbach der Zeche Argus unten rechts) zum Bahnknotenpunkt, 1919.
(Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum)
Abb. 27: Luftbild des Bahnhofs Löttringhausen mit Abzweig nach Bochum-Langendreer oben links und der Zeche Gottessegen unten rechts. Der Eisenbahnknotenpunkt wird deutlich, 1926.
(metropoleruhr)
Zu den obigen beiden Bildern ist zu ergänzen, dass es im Bereich der Zeche Gottessegen zwei Ringofenziegeleien gegeben hat (Alfred Heitmann):1. die vom Wittener Dünkelberg seit etwa 1900, später von der Schachtbaufirma Deilmann in Kurl und von 1935-1961 von Erich Werner betrieben. Der Steinbruch wurde später als Mülldeponie benutzt. Auf dem Wernerschen Grundstück an der Dümperstraße stehen heute Wohnhäuser.Zu Dünkelberg gibt es zu berichten, dass er etwa 1878/1879 mit „angeheuerten“ Rüdinghauser Bergleuten den Endener Eisenbahntunnel zwischen Löttringhausen und Herdecke fertiggestellt hat. Er ist der mit 944 m längste im Bereich der Rheinischen Bahngesellschaft. Dünkelberg konnte dann die stillgelegte Zeche Nachtigall in Witten kaufen und dort 1897 eine große Hoffmannsche Ringofenziegelei anlegen. Sie ist heute Teil des LWL-Industriemuseums Zeche Nachtigall in Witten.2. die Ziegelei Maiweg knapp westlich der Hagener Straße von etwa 1890 - 1929. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand im Steinbruch für kurze Zeit die städtische Kleinzeche Hauptflöz. Danach wurde das Gelände mit Ausbruchsmaterial vom Bau der A 45 aufgefüllt. Heute steht hier eine Tennishalle.3. In der Nähe der Güterabfertigung befand sich die Friegsche Chemische Fabrik, später Lichtenberg.
Abb. 29: Bahnsteig mit Ausgang links zur Hellerstraße. Hinten Abgang zum Tunnel Ausgang Ost, 2017.
(Gerhard Brune)
Abb. 28: Heutiger Zug mit Dieselantrieb im Haltepunkt Löttringhausen 2017.
(Gerhard Brune)
Abb. 30: Eingang Ost zum Haltepunkt der S-Bahn Dortmund-Hagen, 2017.
(Gerhard Brune)
Stündlich fährt ein Zug in Richtung Dortmund Hbf über Dortmund-Tierpark bzw. in Richtung Hagen über Herdecke.Zwei Stationen weiter in Richtung Dortmund, am Haltepunkt Dortmund-Tierpark, ist mit dem Rombergpark Deutschlands größtes Arboretum, ein 1822 gegründeter Landschaftspark im englischen Stil zu besuchen. Nach einem kurzen Weg durch den Rombergpark erreicht man den Dortmunder Zoo, den Tierpark, wie er früher hieß.
Wer in Richtung Herdecke fährt, hat ein für Dortmund einmaliges Erlebnis. Kurz nach Verlassen des Haltepunktes Löttringhausen, springen im Zug die Lichter an. Draußen ist es mit einem Mal stockdunkel. Die Fahrt geht durch einen der drei Dortmunder Tunnel, den Ender Tunnel, benannt nach dem Herdecker Ortsteil Ende, der oberhalb des Tunnels liegt. Mit dem Tunnel wird eine der höchsten Erhebungen des Ardeys, oder wie er auch genannt wird, des Ardeygebirges durchquert. Nach Durchfahren des Tunnels kommt man in Herdecke-Wittbräucke wieder an das Tageslicht. Bis in Herdeckes schöne Innenstadt und zur Ruhr ist es jetzt nur noch eine Station weiter. Hier bietet sich eine Weiterfahrt mit dem Fahrrad auf dem Ruhrtal-Radweg nach Witten und zurück auf den Rheinischen Esel an!
Früher wurde die Fahrt durch den Tunnel durch den ins Wageninnere dringenden Rauch der Dampflokomotiven begleitet. Und wer im Sommer allzu neugierig den Kopf aus dem Fenster steckte, musste sich anschließend kleine Kohlenstückchen aus den Augenwinkeln wischen.Ein Eisenbahnknoten ist der Haltepunkt längst nicht mehr. Ein Knoten, an dem viele Fäden zusammenlaufen, ist hier aber weiterhin zu finden, sei es, dass die Fäden über den Rheinischen Esel führen oder mit der ehemaligen Rheinischen Bahn in nah beieinander liegende, lohnende Ausflugsziele, sei es, dass man zu Fuß Löttringhausen und das Tal des Grotenbachs oder des Kirchhörder Bachs erkundet.
An der Bahnunterführung Hohle Eiche, am Aufgang zum Haltepunkt Löttringhausen, ist eine Gedenktafel für einen 1923 im Ruhrkampf gefallenen Bahnmitarbeiter angebracht. Näheres dazu unter Rad und Wanderweg Rheinischer Esel.